Der historische Vierkanthof, der in den Nachkriegsjahren der 1940er durch über 30 Jahre Leerstand zur Ruine verfiel, sollte ursprünglich im Jahr 1976 abgerissen werden. Zu dieser Zeit begann überraschend eine umfassende Um- und Ausbauinitiative. Die Transformation ist dem Einsatz des Psychophysikers Dr. Kurt Uwe Andrich aus Leipzig zu verdanken, der das Anwesen damals erwarb. Gemeinsam mit einem engagierten Freundeskreis erkannte er in den 1970er und 1980er Jahren das Potenzial dieses Ortes für kreatives wissenschaftlich-, künstlerisches Schaffen und exklusive Events. Von Anfang an wurde diese Vision schrittweise und erfolgreich im Kontext und Einklang mit dem etwa 200 Einwohner zählenden Dorf umgesetzt. Die Rekonstruktionsarbeit des damals 21-Jährigen wurde im Jahr 1994 mit dem "Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege" ausgezeichnet. Zahlreiche weitere herausragende Preise bestätigen die Besonderheit und Qualität dieses Projekts.

Das architektonische Ensemble zeichnet sich durch einen quadratischen Grundriss aus, der von Gebäuden an allen vier Seiten begrenzt wird, wobei sich in der Mitte ein offener Innenhof befindet. Die zweigeschossigen Gebäude, die aus verschiedenen Jahrhunderten stammen, erfüllten verschiedene Funktionen, darunter Wohnbereiche, Ställe für Tiere sowie Scheune und Wirtschaftsgebäude zur Lagerung von Gerätschaften, Heu und Getreide. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden aus den unmittelbar angrenzenden Gärten, Streuobstwiesen und Feldern eingebracht. Die durchdachte Struktur ermöglichte nicht nur eine effiziente Bewirtschaftung und Raumnutzung, sondern bot auch Schutz vor äußeren Einflüssen. Historisch gesehen waren solche Höfe bedeutende Bestandteile landwirtschaftlicher Gemeinschaften, die als zentrale Anlaufstellen für Wirtschaft, Handel, Bauernarbeit, Handwerk,Viehzucht und Getreidelagerung fungierten.

Heute wird der Gebäudekomplex nicht nur als Zeuge der Vergangenheit betrachtet und liefert faszinierende Geschichten zur Bewahrung des kulturellen Erbes, sondern dient durch die zusätzlich angestrebte Synthese von Wissenschaft, Kunst und Kultur dem Genius loci dieses Landstrichs und als herausragender Veranstaltungsort. Die "Denkmalschmiede Höfgen" ist einzigartig und stellt ein Juwel in der deutschen Kulturszene dar.


Zeittafel:
• Steinkreuz: 13./14. Jh.
• Ehemaliges Wohn- und Stallhaus (um 1604)
• Ehemalige Stampflehmscheune (um 1730)
• Remise, ehemaliges Wagenhaus (um 1760)
• Torhaus, ehemaliges Auszugshaus (um 1804)


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"Mitte der siebziger Jahre entdeckte ich während meiner Streifzüge durch das Muldenland auf einer Anhöhe, nahe den malerischen Flußauen, Überreste eines ungewöhnlichen Landgutes. Wie so vielen Profanbauten vergangener Jahrhunderte drohte auch diesem Zeitzeugen bäuerlicher Alltagskultur das Schicksal des endgültigen Abbruchs durch Abriss. Oft kam ich im Verlauf der beiden folgenden Jahre in das kirchenlose Dörfchen - und schließlich entschloss ich mich, entgegen dem Urteil vieler Ratgeber, für diese Ruine. Dort, wo Dutzende Bauerngenerationen vorher die Früchte harter Feldarbeit in den Schauer brachten, begann ich, anfangs argwöhnisch von der Dorfgemeinschaft beobachtet und bespöttelt, den jahrzehntelangen Verfall aufzuhalten und eine neue Zweckbestimmung für die Zukunft zu finden."
Kurt Uwe Andrich

weitere Um- und Ausbauprojekte:

Stregehaus (ehemals Dorfkonsum): um 1938/1980; Um- und Ausbau 1993-95

Lindhaus (ehemals Gasthof "Zur Linde"): um 1776; Um- und Ausbau 2003

Weidehaus: um 1780; Um- und Ausbau 1995

Jutta Park: um 1896; Rekonstruiert 1991-1996

Schiffmühle: 1854; abgebrannt 1871; Neubau: 1991
Aussichtsturm: 1904 zerstört 12. Mai 1945; Rekonstruktion: 1992
Parkrondell: 1902 zerstört 1945; Neubau: 1993
Parkspringbrunnen und Wasseranlagen: 1904 zerstört 1945; Neubau: 1992-94




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